Klassenklima verbessern: So einfach geht’s mit Brain Gym®

Das haben Sie ausprobiert, um das Klassenklima zu verbessern:

  • Regeln und Abläufe besprochen und festgelegt.
  • Klassenrat eingeführt und Aufgaben verteilt.
  • Verschiedene Sitzordnungen gestellt und Schüler neu „sortiert“.
  • Vielleicht ein Belohnungssystem eingeführt.
  • Klare Ziele mit der Klasse diskutiert und formuliert.

Ein wichtiger Punkt fehlt mir dabei: Wie geht es den Kindern?

Ihre Schüler*innen sind trotzdem tierisch laut? Oder träumen sich weg? Das könnte der Grund sein.

Unser Gehirn prüft ständig, ob wir in Gefahr sind. Es hat die Aufgabe, unser Überleben zu sichern. Dumm ist nur: Situationen, die nicht lebensbedrohlich sind, lösen die gleichen Reaktionen aus. Stellen Sie sich vor unser Ururururahn, der Neandertaler, begegnete einem Säbelzahntiger. Was konnte er tun? Kämpfen oder flüchten.

(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Anna Heringer /
Lene Mayer-Sukmanz, Irmgard Heringer, Anna Heringer, Mit dem
Tiger um die Wette, VAK-Verlag, 2004, Seite 25)

Jetzt denken Sie sicherlich: Was hat dies mit meinem Klassenklima zu tun?

Lehrer*innen wissen nie, was die Kinder vor der Schule erlebt haben. Gab es Streit zu Hause oder auf dem Weg zur Schule? Haben die Eltern verschlafen und alle mussten sich beeilen? Dann sind Schüler*innen vielleicht traurig, gestresst oder gar angespannt wie ein Flitzebogen.

Als Lehrer*innen haben Sie auf die familiäre Situation keinen Einfluss! Diese bestimmt aber den Schulalltag oftmals erheblich mit! Was passiert in diesen oben beschriebenen Situationen in unserem Körper?

Was macht Stress, Angst und Frustration mit Kindern?

Diese Gedanken und Gefühle lösen heute noch diesen „Überlebensmodus“ aus. Schüler*innen reagieren dann so:
Sie kämpfen mit den Mitschülern (oft nicht nur verbal), mit dem Lehrer, den Aufgaben oder einer Prüfung.
Sie flüchten und wollen z. B. ständig auf Toiletten oder schauen aus dem Fenster.
Sie erstarren und bewegen sich nicht. Sie sitzen minutenlang vor den Aufgaben ohne anzufangen.

Fazit: Schüler*innen mit belastenden Gedanken oder Gefühlen kämpfen, flüchten oder erstarren. Der Überlebensmodus wird automatisch aktiviert. Sie können dann nur noch eingeschränkt logisch denken und sind weniger empathisch. Die Stimmung ist oft angespannt. Es kommt schnell zum Streit.

Mit dieser Methode verbessern Sie das Klassenklima.


Für mich ist hier Brain Gym® eine wunderbare Methode, die effektiv und nachhaltig helfen kann.

Was bewirkt Brain Gym® ?

Hier ein konkretes Beispiel aus einer Grundschule: In den Zeiten der Beratungsgespräche für die weiterführenden Schulen war es in einer vierten Klasse sehr unruhig. Es gab immer wieder Streit mit der Parallelklasse in den Pausen. Die Klassenlehrerin machte regelmäßig Brain Gym® -Übungen mit der ganzen Klasse.

Hier ihr Erfahrungsbericht:

„Ich denke, dass neben dem Klassenrat auch Brain Gym® dazu beigetragen hat, dass sich das Verhältnis wieder besserte. Die Schüler haben danach auch andere Spielmöglichkeiten gesucht und gefunden. Mir ist aufgefallen, dass die Kinder sich die Übungen besonders vor Klassenarbeiten wünschen.“ (C.Ö.)

So beschreiben die Schüler*innen einer anderen Klasse Brain Gym®:

Die Zeitung „Kinesiologie bewegt“ berichtete 2014 über meine Arbeit an einer Grundschule. Die Schüler*innen sagten Folgendes:

  • „Mir gefällt die Überkreuzbewegung, weil wir uns ganz viel bewegen.“
  • „Ich finde schön, dass du mit uns die Übungen machst, weil dies auch Mut macht.“
  • „Ich finde die Übungen helfen toll, weil sie uns beim Konzentrierten helfen.“
Jetzt mehr erfahren!

Wie ist Brain Gym® entstanden?

Brain Gym® ist eine Methode aus der Kinesiologie. Entwickelt wurde sie in den 1960er Jahren von Dr. Paul E. Dennison. Er gründete in dieser Zeit eigene Lernzentren.

Dort beobachtete er: Bewegen, Informationen wahrnehmen und diese verarbeiten sind eng miteinander verbunden. Er erforschte die Lesefertigkeit und deren Bezug zur Gehirnentwicklung. Diese Arbeit bildete die Basis von Brain Gym® mit den 26 Brain Gym®-Übungen.

Wie ist Brain Gym® strukturiert?

Ganz vereinfacht erklärt, unterteilt Dr. Dennison seine 26 Übungen in drei verschiedene Bereiche. Er spricht hier von Dimensionen. Mit jeder Dimension sind bestimmte Gehirnbereiche, Aufgaben und Stressreaktionen verbunden. Einige dieser 26 Übungen eignen sich besonders gut für die Schule. Immer mehr Lehrer*innen und Sozialpädagogen setzen sie bereits zur Stressbewältigung und -prävention ein.

Der Drache in der unteren Abbildung steht für den Hirnstamm. Dies ist der älteste Teil unseres Gehirn und hat die Aufgabe unser Überleben zu sichern. Der kleine Affe liegt über dem Hirnstamm und steht für unser limbisches System. Dieser Teil steuert unsere Gefühle, unsere Erinnerungen und unser Verhalten.


(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Anna Heringer /
Lene Mayer-Sukmanz, Irmgard Heringer, Anna Heringer, Mit dem
Tiger um die Wette, VAK-Verlag, 2004, Seite 28)


Vertiefende Erläuterungen der drei Bereiche:


Erster Bereich:

Er unterteilt das Gehirn in vorne (Stirnlappen) und hinten (Hirnstamm).

  • Arbeiten diese beiden Teile zusammen, sind wir fokussiert.
  • Es fällt uns leichter zu verstehen, uns zu konzentrieren und zu beteiligen.
  • Sind wir gestresst, ängstlich oder frustriert, helfen die Übungen aus dem Bereich der Längungsbewegungen aus der Starre herauszukommen. Wir denken wieder logisch.

Zweiter Bereich:

  • Er unterteilt das Gehirn in oben (Großhirn) und unten (Mittelhirn).
  • Arbeiten diese beiden Bereiche zusammen, sind wir zentriert und fühlen uns energiegeladen
  • Es fällt uns leichter zu planen und zu organisieren. Wir stellen etwas auf die Beine und arbeiten gut zusammen.

Unter Stress kämpfen oder flüchten wir. Mit den Energieübungen und Übungen zur positiven Einstellung sind Gefühle und Verstand wieder gut verbunden. Wir können wieder beide ausgewogen nutzen.

Der erste und zweite Bereich sind wichtige Voraussetzung für ein gutes Klassenklima, denn geraten wir unter Stress, steuert der Drache unsere Handlung. Die automatische Kette an Stressreaktionen läuft unkontrolliert ab. Die Schüler*innen sind dann laut, unkonzentriert oder kämpfen mit Aufgaben oder Mitschülern…


(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Anna Heringer /
Lene Mayer-Sukmanz, Irmgard Heringer, Anna Heringer, Mit dem
Tiger um die Wette, VAK-Verlag, 2004, Seite 64)



Dritter Bereich:

  • Er unterteilt das Gehirn in rechts (rechte Gehirnhälfte) und links (linke Gehirnhälfte).
  • Arbeiten diese beiden Teile zusammen, kommunizieren wir gut.
  • Es fällt uns leichter zu lesen, zu schreiben, zuzuhören und zu sprechen.
  • Sind wir gestresst, ängstlich oder frustriert, tauschen unsere rechte und linke Gehirnhälfte weniger Informationen aus. Setzen wir die Übungen der Mittellinienbewegungen ein, arbeiten unsere rechte und linke Gehirnhälfte zusammen. Den Grundschülern erkläre ich dies so: Die Gehirnhälften sind wieder Freunde und haben keinen Streit mehr.




(Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des VAK-Verlags /
Lene Mayer-Sukmanz, Irmgard Heringer, Anna Heringer, Löwen
gähnen niemals leise, VAK-Verlag, 2010, Seite 34+35)

Auf diesem Bild wird deutlich, dass unsere Gehirnhälten unterschiedliche Aufgaben haben. Ist der Drache und der Affe entspannt, dann können die beiden Gehirnhälften gut zusammenarbeiten und Informationen austauschen. So wird entspanntes und kognitives Arbeiten möglich.


Fazit: Wenn wir etwas Belastendes denken und fühlen, reagiert unser Körper. Mit Brain Gym®-Übungen kann unser Körper wieder entspannen und ins Gleichgewicht kommen. Die Gedanken und Gefühle werden ruhiger. Die meisten Brain Gym®-Übungen können in der Klasse am Platz durchgeführt werden. Viele Schüler*innen entdecken mit der Zeit ihre Lieblingsübungen.

4 Fehler, die Sie dabei vermeiden sollten.

1. Stellen Sie sich nicht direkt vor eine Klasse.
Sie sind total begeistert. Probieren Sie einzelne Brain Gym®-Übungen vorher trotzdem eine Zeit für sich.

So gehen Sie vor:

  • Nehmen Sie wahr, wie es Ihnen gerade geht.
  • Machen Sie eine oder mehrere Übungen.
  • Was hat sich verändert?

Je mehr Sie Brain Gym®-Übungen nutzen, umso mehr Erfahrungen sammeln Sie.

2. Nutzen Sie keine Brain Gym®-Übungen in Ihrer Klasse, wenn Sie nicht daran glauben.

Sie sind unsicher, ob Sie diese Übungen mit Ihrer Lerngruppe machen wollen. Dann lassen Sie es. Sind Sie nicht überzeugt, merken dies Ihre Schüler*innen sofort.

Sind Sie neugierig und nur nicht mutig genug, alleine den Anfang zu wagen? Fragen Sie die Schulleitung, ob die Schule sich Verstärkung holen kann. Vielleicht lässt sich ein pädagogischer Tag für mehr Informationen nutzen. Oder im Rahmen einer Projektwoche könnte mit Unterstützung einer Brain Gym®-Instructorin ein Grundstock an Übungen gelegt werden.

3. Starten Sie unperfekt aber authentisch.

Sie haben Übungen für sich erprobt. Sie sind begeistert. Jetzt können Sie Ihrer Klasse davon erzählen und diese erklären. Ich führe oftmals Übungen mit einzelnen Erzählungen über das Gehirn ein. Die Kinder an „meinen“ Grundschulen finden dies total spannend. Die meisten machen gerne mit.

Die Bücher „Mit dem Tiger um die Wette“ oder „Löwen gähnen niemals leise“ können Sie in der Grundschule gut unterstützen.

4. Geben Sie als Lehrer*in nicht zu schnell auf.

Manchmal verändert sich zuerst wenig. Es kann vorkommen, dass einige Schüler*innen nicht begeistert von diesen Übungen sind. Lassen Sie sie zuschauen und motivieren Sie sie immer wieder mit zu machen.

Kinder und Jugendliche brauchen meiner Erfahrung nach eine individuelle Brain Gym®-Erfolgsgeschichte. Sie müssen spüren, dass es nach den Übungen leichter geht als vorher.

Fazit: Wenn Brain Gym® Sie jetzt begeistert, dann besorgen Sie sich weitere Informationen. Unten habe ich einige Bücher aufgelistet. Nutzen Sie die Übungen zuerst nur für sich. Sammeln Sie Erfahrungen. Dann erzählen Sie Ihrer Klasse davon. Fangen Sie einfach an. So habe ich 2010 auch in meiner ersten Schule begonnen.

6 typische Situationen, in denen Sie mit Brain Gym® schnell für Entspannung und Ruhe sorgen.

1. Morgenritual

Mit Brain Gym®-Übungen gemeinsam den Tag beginnen. Stress aus dem Morgen in den Familien oder vom Schulweg wird direkt ausgeglichen.

2. Zu Beginn einer neuen Lerneinheit oder Unterrichtsstunde

Die Konzentration der Schüler*innen ist abhängig vom Alter. Erkennen Sie als Lehrer*in: Meine Schüler*innen brauchen jetzt Bewegung. Streuen Sie eine Brain Gym®-Übung ein. Die verlorene Zeit ist schnell durch aufmerksamere Schüler*innen reingeholt.

3. Vor einer Klassenarbeit, Präsentation oder dem lauten Vorlesen von Texten

Viele Schüler*innen sind vor Klassenarbeiten und Test aufgeregt und angespannt. Diese Reaktionen beeinträchtigen die Zusammenarbeit der Gehirnhälften. Brain Gym®-Übungen helfen hier, dass sie dann fokussiert die Informationen aufnehmen, verarbeiten und wiedergeben können.

4. Vor dem Klassenrat oder bevor Streitigkeiten geklärt werden

Immer wieder gibt es Streit. Dieser muss in der Schule besprochen werden. Sind die Situationen emotional aufgeheizt, wird es schwierig. Werden Brain Gym®-Übungen vorher eingesetzt, kommen Schüler*innen aus dem Kampf-Flucht-Modus heraus. Ruhiger und besonnener können die Vorfälle nun besprochen werden.

5. Zu Beginn oder während einer Videokonferenz

Besonders in den Zeiten von Lernen auf Distanz sitzen die Schüler*innen noch viel mehr. Sie bewegen sich zu wenig und die Klassenkameraden und Freunde fehlen ihnen manchmal sehr. Teilweise äußern sie dann, dass sie traurig sind. Brain Gym®-Übungen unterstützen auch in diesen Zeiten. Die Übungen gemeinsam vor dem Bildschirm zu machen, erfreut die Kinder teilweise sehr. Ein Lächeln auf ihren Gesichter zeigt, dass sie sich entspannen.

6. Übungen von oder mit einzelnen Schüler*innen

Im Laufe eines Schultags können einzelne Schüler*innen Brain Gym®-Übungen individuell nutzen.

Kennen die Schüler*innen bereits einige Übungen? Ermutigen Sie sie ihre Lieblingsübungen auszusuchen und durchzuführen.

Sind die Schüler*innen unsicher, welche Übungen für sie jetzt gut sind? Dann können altersgerechte Kartensets oder eine Wandkarte hilfreich sein.

Je älter die Schüler*innen sind, desto einfacher wird dies.

Fazit: Brain Gym®-Übungen können jederzeit mit der ganzen Klasse gemacht werden. Wenn Lehrer*innen dies zulassen, können einzelne Schüler*innen sie individuell zusätzlich nutzen. Immer dann, wenn sie sich blockiert fühlen, bewegt eine Übung den Körper. Dies bringt auch Bewegung in das Gehirn und in die zu erledigende Aufgabe.

Diese Dinge helfen Ihnen, mit Brain Gym® das Klassenklima zu verbessern.

Bücher:

Vorlesebücher für Grundschüler:


Praxisbuch für alle, die Kinesiologie in der Schule einsetzen möchten und Anregungen brauchen:

Brain Gym® & Co., Christina Buchner (selbst Lehrerin), VAK-Verlag

Umfassendes Benutzerhandbuch:

Brain Gym® Das Handbuch, Paul E. Dennison, Gail E. Dennison, VAK-Verlag

Über das Leben von Dr. Paul Dennison und die Entstehungsgeschichte von Brain Gym®:

Brain Gym® – Mein Weg, Lernen mit Lust und Leichtigkeit, Paul E. Dennison, VAK-Verlag (Leider nur noch gebraucht verfügbar.)

Wandkarte:

Kartensets:

Kugelrollspiel: Liegende Acht

Sie unterstützt die Rechts-Links-Integration, das Überkreuzen der Mittellinie, verbessert die Augenmotorik, Konzentration, das periphere Sehen und die Visuomotorik

Fazit: Es gibt auf dem Markt unendlich viele Brain Gym®-Bücher. Ich habe hier eine kleine Auswahl aufgeführt, die mir sehr am Herzen liegt. Die Wandkarten hängen in einigen Klassen in „meinen“ Grundschulen. Ich markiere oft mit einzelnen Klebezetteln die Übungen, die die Schüler*innen schon gelernt haben. Die Kartensets setze ich bisher nur in Kleingruppen ein. Die Kugelrollspiele sind bei den Kindern sehr beliebt und können individuell von einzelnen Kindern im Unterricht eingesetzt werden. Wenn jeder mal dran kommt, gibt es da auch keinen Ärger oder Neid.