Warum Rituale so wichtig sind!

Stellen Sie sich vor, Sie müssten jeden Tag neu überlegen, wie Sie Ihren Tag gestalten. Was für ein Graus! Ständig alle Entscheidungen neu abwägen. Mache ich dies überhaupt und wenn ja: jetzt oder später? Unser Gehirn braucht für jedes Denken Energie. Damit wir nicht soviel Entscheidungsenergie verbrauchen, funktionieren wir in vielen Dingen wie auf „Autopilot“!

Was heißt dies konkret: Wir reihen Gewohnheiten aneinander, die wir nicht mehr bewusst wahrnehmen. 

Wann haben Sie sich das letzte Mal gefragt: Warum Sie etwas tun, wie Sie es tun?

Ich finde dies eine total spannende Frage! Haben Sie Lust? Überprüfen Sie doch einmal eine Ihrer Gewohnheiten? Schauen Sie, was Ihr Gehirn an spannenden Gedanken und Begründungen ausspuckt.

Viele Gewohnheiten bestimmen unseren Tag und somit unser Leben. Am Anfang stehen aber unsere Gedanken. Sie suggerieren uns: Wir müssen etwas tun und zwar auf eine bestimmte Art und Weise. Warum z.B.?

  • Weil man es so macht.
  • Weil es immer schon so war.
  • Weil wir das Verhalten von Eltern, pädagogischem Fachpersonal oder auch Freunden imitieren.
  • Weil wir am Anfang Erwartungen von anderen erfüllt haben und es dann einfach weiterführen.
  • Weil man uns als Kind gesagt hat, dass es so geht.

Ich finde es so wichtig, die eigenen Gewohnheiten und die Gedanken dazu regelmäßig zu überprüfen! So finden wir immer mehr den eigenen Rhythmus für den Tag und schließlich eine Ausrichtung für unser Leben.

Mir helfen Rituale sehr, wenn ich etwas bewusst verändern will.

Rituale

Denkleistungen unseres Gehirns kosten Energie. Unser Gehirn wiegt zwar nur ca. 2 bis 3 % von unserem Körpergewicht. Es verbraucht aber 20 % unserer zur Verfügungen stehenden Energie. Damit wir nicht all zu viel Energie unseres Gehirns für immer gleiche Überlegungen verbrauchen, unterstützen uns Rituale.

Sie bringen uns mehr Ruhe und Struktur in unseren Tag. Dies gilt natürlich nur, wenn wir uns committen und uns gegenüber verbindlich sind.

Probleme der Rituale

  • Manchmal schleichen sich Routinen bzw. Rituale ein, die gar nicht dienlich sind. Was heißt dies konkret? Sie führen uns nicht dahin, wo wir hin wollen. Um dies zu überprüfen ist es wichtig zu wissen, welche Ziele ich für mich persönlich oder mein Familienleben habe.
  • Oder die Rituale waren mal für einen Zeitraum gut und nun sind wir ihnen „entwachsen“. Manchmal halten wir aber unbewusst daran fest und merken gar nicht, dass sie nicht mehr zu uns passen.

Für mich sind bewusste Rituale wie ein Leuchtturm. Sie zeigen mir den Weg durch den manchmal stürmischen Alltag.

So ist das Urlaubsende bzw. der Schulanfang ein guter Zeitpunkt für eine Bestandsaufnahme und Neuausrichtung.

Bestandsaufnahme und Neuausrichtung

Ich überprüft meine Rituale:

  • Zuerst mache ich mir bewusst, welche Aufgaben und Tagesabläufe ich habe. Bei mir sind die Abläufe mit meiner Arbeit in den Grundschulen und in meinem Institut an den Wochentagen oft unterschiedlich. Dies ist mit unterschiedlichem Schulschluss und Nachmittagsterminen in Familien auch oft so. Hier wird erst einmal eine Bestandsaufnahme gemacht. Alles wird nur notiert und nicht bewertet, gerne auch in einem Wochenplan.
  • Dann schaue ich, was vor den Ferien bzw. vor dem Urlaub gut lief? Morgens bewusst früh aufstehen und in Ruhe zu frühstücken war bei mir vor zwei Jahren eine bewusste Entscheidung. Inzwischen ist dies eine Routine, die mir gut tut und über die ich nicht mehr nachdenken brauche. Hier brauche ich nichts zu ändern.
  • „Alles was gut ist“ wird natürlich fortgeführt. Wie sieht es bei Ihnen es? Welche Rituale stärken Sie?
  • Als Nächstes schaue ich mir dann die Dinge an, die nicht so gut laufen, die mich immer wieder stressen und Druck in mir aufbauen. Dies ist bei mir meist eine zu kurze oder fehlende Mittagspause. Im Schuljahr 2023/24 arbeite ich wieder an drei Vormittagen in der Schule und so wird eine gute Mittagspause für mich sehr wichtig sein.

    Gerade kommt mir die Erkenntnis: Dies war schon immer so. Als meine Kinder klein waren, mussten sie mittags immer eine CD in ihren Zimmern hören, damit ich Zeit und Ruhe für mich hatte. Warum eine CD-Länge? Anfangs konnte sie die Uhr noch nicht lesen und so konnte ich die Länge der Pause bestimmen! Vielleicht ist dies ja auch eine Idee für Sie, wenn Ihre Kinder nach der Schule nach Hause kommen. Entspannen sich alle nach dem Essen, so ist meist der Nachmittag auch entspannter. Dies ist zumindest meine Erfahrung.
  • Nun schauen Sie mal in Ihren Alltag. Was hat Sie vor den Ferien gestresst? Wo können Sie Rituale und Abläufe anders gestalten? Je älter die Kinder und Jugendlichen sind, desto wichtiger ist es, dies mit Ihnen zu diskutieren und abzustimmen. Jeder hat Bedürfnisse, die nicht unbedingt gleich sein müssen. Wenn Ihnen wie mir z.B. die Mittagspause wichtig ist, dann gilt es sein Bedürfnis als Ich-Botschaft zu kommunizieren.

    Auch die Hausaufgaben sind in vielen Familien immer wieder Streitpunkt. Wann werden sie gemacht? Direkt oder erst am späten Nachmittag oder Abend? Hier gibt es kein richtig oder falsch. Oft muss es einfach ausprobiert werden. Dabei ist es sehr wichtig, dass die Bedürfnisse der Kinder berücksichtigt werden. Auch ich habe vor vielen Jahren lernen müssen, dass mein Sohn eine Mathehausaufgaben nach dem Fußballtraining recht spät am Abend (für mein Empfinden) viel stressfreier bearbeiten konnte. Erst die Arbeit und dann das Vergnügen hat hier immer zum Streit geführt.

Ideen für neue Rituale

  • Gemeinsame Mahlzeiten (ohne dass die Eltern nach der Schule fragen)
  • Mittagspause mit Bewegung oder Power Napping oder einer Tasse Tee oder Kaffee
  • Hausaufgabenzeit mit Bewegung beginnen. Brain Gym-Übungen sind hier toll. Aber auch Trampolinspringen. Bewegung baut Stress ab und verbindet die Gehirnhälften.
  • Vorlesen oder gemeinsam Hörspiele hören
  • Gute-Nacht-Geschichten vorlesen und vorher über das Gelesene von gestern sprechen (Training des akustischen Gedächtnisses)
  • Spiele-Abend
  • Filme-Abend (vielleicht mit selbstgemachten Popcorn)
  • Gemeinsam einmal in der Woche kochen oder backen
  • Gemeinsam basteln und etwas bauen – vielleicht auch stricken (trainiert die Zusammenarbeit der beiden Gehirnhälften und die Feinmotorik)
  • Ausflüge und Fahrradtouren
  • Abendspaziergang (Diesen habe ich für mich wieder entdeckt und gehe seitdem täglich mindestens 10.000 bis 12.000 Schritte.)
  • …. Hier freue ich mich über Ihre Anregungen, die ich gerne ergänzen werde. Schreiben Sie mir gerne eine Mail